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Wenn Angst das Leben einengt: Was Panikstörung und Agoraphobie bedeuten können

  • Autorenbild: Anne Buhmann
    Anne Buhmann
  • 5. Okt.
  • 3 Min. Lesezeit

Frau, die gestresst die Finger an der Nasenwurzel hat zur Entspannung.

Angst ist ein zutiefst menschliches Gefühl, sie schützt uns, macht uns aufmerksam, warnt uns vor Gefahren. Doch manchmal wird sie selbst zur Bedrohung. Dann tritt sie nicht mehr in passenden Situationen auf, sondern überfällt uns unerwartet, heftig, überwältigend. Genau das kann bei einer Panikstörung oder Agoraphobie geschehen. Zwei psychischen Belastungen, die das Leben massiv beeinträchtigen können, wenn sie unbehandelt bleiben.


Wenn die Angst plötzlich kommt – Panikstörung verstehen


Menschen mit einer Panikstörung erleben wiederkehrende, plötzliche Angstanfälle, sogenannte Panikattacken. Diese treten scheinbar „aus dem Nichts“ auf, also ohne einen klar erkennbaren Auslöser. Innerhalb weniger Minuten kommt es zu einer Welle intensiver körperlicher und seelischer Symptome: Herzrasen, Atemnot, Zittern, Schwitzen, Schwindel, aber auch Gedanken wie „Ich verliere die Kontrolle“, „Ich sterbe“ oder „Ich werde verrückt“. Obwohl die Attacke meist nach kurzer Zeit abklingt, bleibt oft eine große Sorge zurück: Was, wenn es wieder passiert?


Diese Angst vor der nächsten Attacke kann so belastend sein, dass Betroffene beginnen, sich zurückzuziehen, Orte zu meiden oder ihren Alltag stark einzuschränken, aus Furcht, die Kontrolle zu verlieren. Wenn diese Sorgen und Verhaltensänderungen länger als einen Monat bestehen, spricht man im Rahmen gängiger Diagnosekriterien (z. B. nach dem DSM-5 oder der ICD-10/ICD-11) von einer Panikstörung.


Agoraphobie – die Angst vor der Angst


Häufig entwickelt sich aus der Panikstörung heraus eine sogenannte Agoraphobie. Dabei handelt es sich um die Angst, sich in Situationen oder an Orten zu befinden, aus denen man im Falle einer Panik schwer entkommen könnte oder wo Hilfe nicht sofort verfügbar wäre. Das kann zum Beispiel öffentliche Verkehrsmittel betreffen, Einkaufszentren, Veranstaltungen mit vielen Menschen oder auch das Alleinsein außerhalb der eigenen Wohnung.


Manche Betroffene trauen sich nur noch in Begleitung hinaus oder nehmen bestimmte Gegenstände mit, die ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Diese Vermeidungs- und Vorsichtsstrategien sind zwar verständlich, führen aber oft dazu, dass sich die Lebenswelt immer weiter verengt, bis hin zur sozialen Isolation.


Wie es dazu kommen kann


Die Ursachen für Panikstörung und Agoraphobie sind vielfältig. In vielen Fällen geht ein belastendes Lebensereignis dem Ausbruch voraus, etwa eine Trennung, der Verlust eines geliebten Menschen oder eine Phase starker Überforderung. Auch individuelle Veranlagung, Lernerfahrungen aus der Kindheit, Stress und eine sensible Wahrnehmung von Körpersignalen spielen eine Rolle.


Ein häufig beschriebenes Erklärungsmodell ist der sogenannte „Teufelskreis der Angst“: Eine harmlose körperliche Reaktion (zum Beispiel Herzklopfen) wird als gefährlich interpretiert („Ich bekomme einen Herzinfarkt“). Diese Gedanken lösen weitere Angst aus, die wiederum zu einer Verstärkung der Symptome führt – bis die Situation eskaliert. So kann aus einer körperlichen Wahrnehmung eine sich selbst verstärkende Panikreaktion entstehen.


Der Weg zur Diagnose


Eine sichere Diagnose sollte immer durch eine qualifizierte Fachperson gestellt werden, etwa durch eine Psychotherapeutin, einen Psychologen oder eine ärztlich tätige Person. Dabei geht es unter anderem darum, andere mögliche Ursachen (wie körperliche Erkrankungen oder andere psychische Belastungen) auszuschließen und genau zu verstehen, welche Muster sich zeigen. Auch wird geschaut, ob es bestimmte Situationen oder Gedanken gibt, die die Angst auslösen, verstärken oder aufrechterhalten.


Was hilft?


Die gute Nachricht ist: Panikstörung und Agoraphobie sind gut behandelbar. Besonders bewährt hat sich die kognitive Verhaltenstherapie neben anderen therapeutischen Ansätzen. Dabei wird gemeinsam erarbeitet, was die Angst auslöst, wie sie funktioniert und wie sie schrittweise überwunden werden kann.


Ein wichtiger Bestandteil ist die sogenannte Exposition: Betroffene setzen sich bewusst und geplant mit angstauslösenden Situationen auseinander, zuerst in der Vorstellung, später in der Realität. Dabei lernen sie, dass die Angst zwar ansteigt, aber nicht unendlich bleibt und dass sie nicht hilflos ausgeliefert sind. Auch der Abbau von Vermeidungsverhalten, die Veränderung belastender Gedankenmuster und die bewusste Auseinandersetzung mit körperlichen Reaktionen sind Teil der Behandlung.


In manchen Fällen kann eine vorübergehende medikamentöse Unterstützung ergänzend sinnvoll sein, dies wird immer individuell und verantwortungsvoll im ärztlichen Gespräch geklärt.


Ein Leben trotz – oder wieder ohne – Angst


Wer unter Panikattacken oder Agoraphobie leidet, weiß, wie belastend und einengend diese Erfahrung sein kann. Doch es ist wichtig zu wissen: Man ist damit nicht allein und Hilfe ist möglich. Viele Menschen berichten nach erfolgreicher Behandlung von einem neuen Lebensgefühl, mehr Freiheit und Vertrauen in sich selbst.



Zum Schluss ein wichtiger Hinweis:


Panikstörung und Agoraphobie sind komplexe psychische Belastungen, die sehr unterschiedlich verlaufen können. Dieser Beitrag bietet einen ersten Überblick und kann keine persönliche Diagnose oder Therapie ersetzen. Wenn du beim Lesen das Gefühl hattest, dich in einigen Beschreibungen wiederzuerkennen, dann wende dich bitte an eine qualifizierte Fachperson. Gemeinsam kann besprochen werden, wie die bestmögliche Unterstützung für dich aussehen kann.


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